Sommer Ulrickson - Choreographie / Regie

Presse - Ausschnitte 2000-2013

"Shockheaded Peter" (2013)
Freilichtspiele Schwäbisch Hall

"Es ist ein temporeicher "Shockheaded Peter"... Massenhaft gute Einfälle hat auch Regisseurin Sommer Ulrickson...Das Ensemble bietet großartige Leistungen in allen Disziplinen - Schauspiel, Gesang und Tanz.

Das ist bewundernswert - besonders an einem so heißen Premierentag.

Das Publikum applaudiert lange mit begeisterten Pfiffen und Trampeln."

Haller Tageblatt 29.7.2013


Akrobatisches Meisterstück, Prickelnder „Shockheaded Peter“ bei den Freilichtspielen im Globe.

"Sind das wirklich Schauspieler, die da über die Bühne turnen, wobei das Verb turnen noch untertrieben ist? Akrobaten müssen das sein.

Anderthalb Stunden rennen, hüpfen, hangeln und manchmal auch fliegen sie über die Bühne – schweißtreibend ist dieser Einsatz allein schon beim Zuschauen...die bei all dem körperlichen Einsatz auch noch singen müssen, sind nicht nur jeder für sich, sondern auch als Gesamtpaket von unbezahlbarer Klasse.

Bei diesem „Shockheaded Peter“ stimmt einfach alles, so dass man es fast schon bedauert, wenn der Spuk nach ander thalb Stunden bereits ein Ende hat."

Freizeit Stimme (Heilbronn) 30.7.2013


Premiere Das Musical „Shockheaded Peter“ im Globe Theater in Schwäbisch Hall ist absurd-schräg und großartig.

Eigentlich ist es bedenklich. Sehr bedenklich. Wie kann man nur beschwingt und gut gelaunt das Theater verlassen, obwohl im Stück gerade zwei Handvoll Kinder ihr Leben lassen mussten?

Und genau dieses „Wie-kann-man-nur“ ist das zentrale Thema des Kult-Grusicals „Shockheaded Peter“, das jetzt im Schwäbisch Haller Globe Theater Premiere hatte.

Schon das Original ist brillant: Die Britten Phelim McDermot und Julian Crouch haben die bitterbösen Geschichten des Struwwelpeter noch weiter überhöht und Martyn Jaques von der Band „Tiger Lillies“, schrieb eine schräge Musik dazu, die an das Cabaret der dreißiger Jahre erinnert – so entstand eine Junk Opera, die schwarzhumoriger nicht sein könnte.

Also wurde in Schwäbisch Hall einfach nur die hervorragende Vorlage umgesetzt?

Mitnichten. Zu den beiden Komponenten Text und Musik kommt hier noch eine dritte hinzu: moderner Tanz mit einer an Artistik grenzenden Körperlichkeit – denn die in Kalifornien geborene Sommer Ulrickson ist nicht nur Regisseurin, sondern auch Choreografin. Und im Ensemble sind mit Dan Pelleg und Marko E. Weigert zwei ausgebildete Tänzer vertreten, die auf der Bühne vertikal und horizontal herumtoben wie ausgelassene Kinder, voller Energie und scheinbar ohne physische Grenzen.

Dass Dominique Aref seit ihrer Jugend auf Musicalbühnen zu Hause ist, wird spätestens bei ihrer wunderbaren Zappel-Philipp-Performance deutlich, bei der sie gegen ihre zuckenden Körperteile kämpft, als gehörten die nicht zu ihr.

Doch auch Nils Buchholz steht der energetischen Ausstrahlung seiner Kollegen in nichts nach, er performt die Geschichten des Wüterichs Friederich und den Daumen lutschenden Konrad mit wuchtiger Kraft und rauchiger Gesangsstimme und vermittelt so herrlich naiv die Boshaftigkeit, die eben auch in Kindern schlummert.

Die Gruppe der schrägen, ins kreatürlich abdriftende Charaktere wird vervollständigt von Catrin Kirchner, die mittels ihrer ausgebildeten Opernstimme sowohl den wilden, anarchistischen als auch den domestizierten Teil ihrer Figur brillant auf die Bühne bringt. Sie schafft es, während eines einzelnen Tons zwischen „Gut“ und „Böse“ zu wechseln – zwischen den Kategorien, die das Theaterstück in Frage stellt.

Es bleibt offen, ob diese fünf Kreaturen in zerschlissener Häftlingskleidung, die mit Wunden übersät sind und vor einer Wand von Waschmaschinenfronten agieren, (Bühne & Kostüm: Nicola Minssen) Insassen einer Psychiatrie, eines Heims oder eines Gefängnisses sind. Klar ist, sie kämpfen gegen ihre negativen Gefühle – und um ihre Emanzipation. Denn sie werden brutal unterdrückt von ihrer Direktorin, die mit Peitsche und Leine versucht, die Gruppe zu kontrollieren und sie zur Aufführung des Stücks im Stück zu bringen.

Es ist ein großer Coup dieser Inszenierung die Rolle der sadistischen Dompteurin mit Christine Urspruch zu besetzen. Sie spielt die kühle, überlegene, Kontrollinstanz mit einer Intensität und Präsenz, die Freude und Angst zugleich macht. Nie weiß man, ob sie hart und grausam sein muss, um die ihr unterstellten Geschöpfe vor ihren vielleicht lebensgefährlichen Fehlern zu bewahren oder ob sie es nur zu ihrem eigenen Spaß tut („Manchmal muss man grausam sein. . . nur zu Entspannung.“).

„Shockheaded Peter“ handelt vom spannungsgeladenen Aufeinandertreffen von gesellschaftlichen Konventionen und individueller Freiheit – oder einfacher: zwischen dem Müssen und dem Wollen –, das (nicht nur) im Inneren von Kindern zu auf­ reibenden Kämpfen führt. Aber neben aller Möglichkeit zur Interpretation bietet die Inszenierung vor allem eines: einen großartigen, schwung- und kraftvollen, absurd-schrägen Musiktheaterabend.

Von Nicole C. Buck, Stuttgarter Zeitung 29.7.2013


Wagner for Sale (2013)
Neukoellner Oper Berlin

“Mit "Wagner for Sale" läuft in der Neuköllner Oper eine urkomische, ziemlich abgedrehte Bühnenshow, die sich zum 200. Jubiläum der Themen des Dichters annimmt.

Sechzig Minuten Nonsense, Situationskomik und Spaß formen eine gelungene Parodie...An der Neuköllner Oper wagt man es dennoch und brachte am Dienstag mit „Wagner for Sale“ einen urkomischen, ziemlich abgedrehten Beitrag zum Jubiläumsjahr heraus.... Sechzig Minuten Nonsense, Situationskomik und überraschende Nichtigkeiten sind das; eine gelungene Parodie auf all jene, die süchtig sind nach dem Schauer, den Wagners Musik ihnen über den Rücken jagt.

Unheimlich ist auch eine Tür im Hintergrund der Bühne, aus der es beim Öffnen windet und blitzt. Es ist der Ausgang aus dem Lagerraum von „Ring und Gral“, dort lauert die Außenwelt, die Realität. Und die ist der Horror für jeden Enthusiasten.”

Berliner Zeitung 10.05.2013


“Gagerns listiges kleines Musiktheater kommt an der Neuköllner Oper als seine zweite Zusammenarbeit nach „Lovesick“ mit der Choreographin Sommer Erickson heraus.

Sie führt Regie und spielt (als Hilde) auch mit, neben der Sängerin Olivia Stahn, dem Schauspieler Christian Bo Salle und dem Komponisten selbst, der in dieser Eigenschaft für technische Zuckungen des Wagner-Kosmos mit Repetitionsneigung sorgt, eine magische, irritierende Begleitmusik....

...Das ruft Rezeptionsgeschichte wach. Die vier Performer, nun ganz in unbeflecktem Weiß, singen als Finaleffekt überraschend abrupt: „Grüße mir Wälse und alle Helden!“ Keine Weiterrede. Punktum!”

Tagesspiegel 12.05.2013


“... das Telefon nervt mit Siegfrieds Hornruf, und Sekretaerin Hilde geraet jedes Mal ausser sich, wenn Wagners Melodien erklingen, sie holt das gestische Potenzial des Ueberdrehten und Ueberspannten in Wagners Musik mit wilden Verrenkungen hervor, wie es keine Opernauffuehrung so zueckend-grotesk zeigen kann.

Der junge Muenchner Komponist Mortiz Gagern... hat das alles arrangiert und zusammen mit der kalifornischen Choreografin und Performerin Sommer Ulrickson aus Berlin den einstuendigen Wagner-Hexensabbath entworfen, den beide auf der Buehne heroisch durchexerzieren, zusammen mit einem Schauspieler (Christian Bo Salle) und einer Sopranistin (Olivia Stahn).

Im Quartett der Versatzstuecke werden so gut wie alle Fragen nach Wagners Weltanschauung gestellt... Gut, dass wenigstens die Neukoellner Oper den Panoramablick auf Wagner von schraeg unten anbietet.

Und dass sie den Wagnerkult so vorbildlich schreddern kann.”

Sueddeutsche Zeitung 21.05.2013


Helmut Lachenmann's
Mädchen mit den Schwefelhölzern
Deutsche Oper Berlin (2012)

“...Durch die Etagen dieses Hochhauses windet sich ein Luftschacht, in dem zwei Tänzer hausen. Wenn sich der orchestrale Geräuschpegel erstmals ins Schrille steigert, entbrennt zwischen ihnen ein kunstvoller Revierkampf in Zeitlupe (Choreografie: Sommer Ulrickson)

...Ein Abend, der sich ins Gedächtnis brennt.”

Der Taggesspiegel 17.9.2012


NeverMind (2012)
Sophiensaele Berlin
mit Unterstuetzung der Schering Stiftung

Die amerikanisch-deutsche Choreographin Sommer Ulrickson ... nehmen das Schwere leicht...

Sommer Ulrickson und ihr Ensemble haben für diese Vergeblichkeitsübungen spöttisch-zärtliche Bilder gefunden....Das klingt komisch und sieht auch genauso aus, versetzt man sich jedoch in Michaels Lage, gewinnt der Horror Gestalt, der sich weder durch Rilkes Liebeslied ("Wie soll ich meine Seele halten ..."), noch durch Beschimpfungen verscheuchen lässt.

Zwischen diese schwebend, skurril gehaltenen Zweier- und Dreier-Szenen stapft Sommer Ulrickson als Krankenschwester mit energischem Schwung und verkündet mit perfektem komischen Timing die notwendigsten Informationen über die Krankheit.

Auf Nachfrage spielt sie Michael witzig die Folgen etwaiger Medikamenten-Gaben vor, von drohender Fettleibigkeit über Epilepsie bis zur Nymphomanie.

Und im Hintergrund hantiert Amos Elkana per Notebook an der Musik.

Nachtkritik Januar 2012


Lovesick (2010)
Neukoellner Oper Berlin

Das ist eine jener Uraufführungen, mit denen sich die Neuköllner Oper in Berlin unverzichtbar macht. Weil sie das Genre des Musiktheaters wirklich voranbringt.

„Lovesick“ ist keine verkopfte Staatstheater-Alibiproduktion, sondern ein Stück übers echte Leben, witzig und ernst zugleich, das seine Zuhörer abholt, wo sie emotional stehen... was die Regisseurin und Choreografin Sommer Ulrickson mit dem Komponisten Moritz Gagern entwickelt hat, kann man mit vielen Namen benennen.

Oder einfach genießen...

90 Minuten Lebenshilfe ex negativo, geistreich, gallig, gefühlsecht. Großartig.

Tagesspiegel 13.03.2010


Parallel zu den gespielten grotesken Situationen schuf Ulrickson zum Staunen bringende Bilder.

Es wird im Liegen und im Kriechen gesungen. Einmal transportieren die Tänzer auf ihren über den Boden rollenden Körpern die Sängerin zum Ausgang.

Lucia Tirado


Einen „Taumel“ nennen Regisseurin Sommer Ulrickson und Komponist Moritz Gagern ihr Gespinst aus Tanz, Gesang und ein bisschen Text, das vor absurd-komischen Situationen nur so strotzt, und manchmal auch mitten ins Herz trifft.

Zitty 23.03.2010


Kurs:Liebe (2010)
Freilichtspiele Schwaebisch Hall – Globe Theater

Körper- und wortsprachliche Wendungen und Verrenkungen sind amüsant und treiben mit einem Überfall samt Geiselnahme durch ein Bankräuberduo weiter bizarre Blüten...„Das war doch jetzt richtig gut!“, ein Nachsatz, der dem Uraufführungspublikum im Globe Theater satten Szenenapplaus entlockt.

Tanznets.de - Leonore Welzin


Als Resultat freut man sich an wunderlich grotesken körpersprachlichen Psychogrammen, an Verrenkungen mit Gesang, am Wortwitz, wenn die Empathie der Gefühlssprache auf die ökonomische Erwartungshaltung der Banker trifft und das Giersystem auf die Schippe nimmt.

Erweitert werden die interaktiven Möglichkeiten durch das Eintreffen zweier Bankräuber

Schwaebische Post 21.07.2010


Man kann angesichts dieses abwechslungsreichen Abends im Globe Theater ins Grübeln, Debattieren – und Genießen kommen...Ausdrucksstark und akrobatisch bewegen sich die Darsteller über die Bühnenebenen und verschlingen sich kunstvoll ineinander – sie lassen ihre Körper sprechen, aber auch ihre Stimmen.

Überhaupt agiert dort ein Ensemble von tänzerischen, schauspielerischen und gewitzten Könnern. Wie von selbst ergeben sich dabei die passenden Songs von Moritz Gagern, zu denen auch eine Art “Angst-Choral” gehört

...die Spielfreude von Ulrickson und ihrem Team (ist) eindrucksvoll – ein Abend eben mit vielen Gefühlen.

Suedwest Presse